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Medical informed consent

Information statt Werbung soll die Devise sein

Die Therapie der Varizen (Krampfadern) ist durch eine Reihe von neuen Möglichkeiten bereichert worden die mit dem medizinischen Schlagwort „Minimalinvasivität“ beworben werden. Dabei wird suggeriert, es gäbe Methoden, mit denen es möglich ist, ohne Schnitt und möglichst auch ohne Narkose die dauernde Befreiung von Krampfadern zu erreichen. 

Es stellt sich dabei die Frage, ob wirklich der Patient oder primär der behandelnde Arzt durch die Einfachheit und Geschwindigkeit der Durchführung von den neueren Methoden profitiert. In der eigenen Erfahrung spricht der ausgehnte Primärbefund und auch Rezidivbefund für eine chirurgische Sanierung. 

V. saphena magna
V. saphena parva

Die Rezirkulationskreise nach Hach

Der wohl bekannteste europäische Phlebologe der letzten Jahrzehnte ist Prof. Hach. Von ihm stammt die heute allgemein anerkannte pathophysiologische Grundlage der medizinisch relevanten primären Varikose: die Rezirkulationskreise. Klappenundichte Venensegmente verlieren ihre Fähigkeit, das Blut herzwärts zu transportieren. Über die Stammvene oder/und Nebenastvene läuft das venöse Blut über Verbindungsvenen (Perforansvenen) wieder ins tiefe Venensystem zurück. Bei Einteilung der Rezirkulationskreise sind folgende Fragen zu beantworten:

  • Welche Stammvene ist betroffen ( V. saphena magna, V. saphena parva)
  • Welches Segment der Stammvene ist betroffen (komplett/inkomplett)
  • Wo liegt der distale Insuïzienzpunkt der Stammvene (HACH I – IV)
  • Hat die Überladung der tiefen Venen durch das rezirkulierende Volumen bereits zu einer tiefen Leitveneninsuïzienz geführt(kompensiert/dekompensiert)

Das Prinzip der Varizentherapie besteht also in einer vollständigen Ausschaltung dieser Rezirkulationskreise und der Wiederherstellung einer normalen venösen Hämodynamik. 

Was ist die Crosse

Unter Crosse versteht man die jeweilige Mündung der obeflächliche Stammvene (V.saphena magna --> Leiste, V. saphena parva --> Kniekehle) in das tiefe Venensystem. Kurz vor der Einmündung der Vena saphena magna in die Vena femoralis nimmt die oberflächliche Saphenavene sternartig 4 bis 8 so genannte Venensternvenen auf. Diese anatomische Venenmündung wird als Crosse bezeichnet. Die operative Versorgung dieser Region wird als Crossektomie bezeichnet.

Chirurgische Crossektomie der VSM

Chirurgische Crossektomie der VSM

Chirurgische Crossektomie, VSM

Chirurgische Crossektomie, VSM

Fragen und Antworten

Wer muss Varizen operiert werden

Im Gegensatz zur arteriellen Gefäßchirurgie, wo das Ausmaß der arteriellen Verschlüsse klar mit dem Ausmaß der Beschwerden korreliert ist, besteht bei der Varikositas kein direkter Zusammenhang zwischen dem Ausmaß und der Größe der Varizen und dem Beschwerdebild.

Dies macht es für den Patienten schwierig, den Zeitpunkt der medizinischen Notwendigkeit einer Varizentherapie zu erkennen. Der behandelnde Arzt muss den Patienten daher klar darüber aufklären, ob eine Therapie an den Varizen aus kosmetischen Gründen durchgeführt werden kann(was bei entsprechendem Wunsch des Patienten und Aufklärung durch den Arzt ohne weiteres möglich ist), oder ob eine klare medizinischen Notwendigkeit zur Varizenoperation besteht.

Wann besteht eine medizinische Notwendigkeit zur Varizenoperation

Ausgeweitete, variköse Venen verlieren ihre Fähigkeit zum dichten Klappenschluss. Daraus folgt eine Stromumkehr in der betroìenen Vene im Sitzen und Stehen. Das Blut îießt in der Vene nicht mehr wie erwünscht von unten nach oben sondern wieder zurück in die Peripherie des Beines. Im Endzustand resultiert daraus ein Rezirkulieren des Blutes zwischen oberîächlichen und tiefen Venensystem des Beines. Dies hat die Überladung des Beines mit venösem Blut – eine so genannte venöse Hypertonie - zur Folge. Besteht dieser Zustand lange genug, können zwei verschiedene Folgeschäden entstehen:

  • Die Volumenüberladung des tiefen Venensystems führt zur tiefen Leitveneninsuïzienz. Nun sind nicht nur die oberîächlichen Venen klappenundicht, sondern auch das tiefe Venensystem das für 85 % des venösen Bluttransportes im Bein verantwortlich ist. Die tiefe Leitveneninsuïzienz ist nicht therapierbar, mit lebenslanger Kompressionstherapie können die Folgen derselben lediglich gemildert werden.

  • Der venöse Hypertonus führt zur Schädigung der Haut und des Hautuntergewebes (Dermatoliposklerose), an deren Ende das Ulcus cruris (venös bedingtes oìenes Bein) steht.
Was ist das Therapieziel der Varizentherapie

Gleich welche Methode angewendet wird, kann das Therapieziel niemals die andauernde Befreiung von Varizen sein. Die Neigung zur Varizenbildung ist angeboren und bleibt ein Leben lang erhalten. Das Therapieziel der primären Varikose ist einerseits die Vermeidung der sekundären Leitveneninsuïzienz und andererseits die Vermeidung schwerer Hautschäden und womöglich Geschwürbildung bis ins hohe Alter. Andererseits sollte dieses Therapieziel mit dem möglichst besten kosmetischen Ergebnis am Bein erreicht werden.

Die Methodenwahl muss dem hohen kosmetischen Anspruch der Varizentherapie gerecht werden. Abhängig von der persönlichen Neigung des Patienten wird dieses Therapieziel unter Umständen mit einfachen Verödungen, mit einer einmaligen Operation oder - bei Patienten mit ausgeprägter Neigung - mit drei Operationen im Verlauf des Lebens erreicht. Für Patienten mit ausgeprägter Varizenneigung ist eine lebenslange gute phlebologische Führung notwendig.

Varizentherapie ist nicht notwendig – die Varizen kommen doch wieder

Mit diesem Satz (meist von gut meinenden Freunden) wurde viel medizinischer Unfug angerichtet. Notwendige Venentherapien wurden bei vielen Patienten über Jahre und Jahrzehnte hinausgeschoben. Die Folge ist, dass bei der hohen Lebenserwartung der 85-jährige nun mit schmerzhaften venösen Geschwüren am Bein dasteht. Was früher problemlos mit einem einfachen Eingriì zu richten gewesen wäre, ist jetzt nicht mehr therapierbar.

Aufgrund des Alters hat sich zusätzlich zur Venenkrankheit eine altersgemäße arterielle Durchblutungsstörung eingestellt. Diese lässt die früher einfache Varizenoperation zu einem Hochrisikoeingrff in Bezug auf Wundheilungsstörung werden.

Auch eine Bestrumpfungstherapie ist aufgrund der begleitenden arteriellen Durchblutungsstörung nun nicht mehr möglich. Man kann dem Patienten keine sinnvolle Therapie mehr anbieten. Daraus leitet sich die Empfehlung zu einer rechtzeitigen ärztlichen Begutachtung ab.

Ist die Varizenoperation schmerzhaft

Auch bei ausgedehntem Befund sind in der modernen gefäßchirurgischen Varizenoperationstechnik heute maximal 2-3 Wunden in einer Größe notwendig, die genäht werden müssen. Alle restlichen Zugänge sind so klein, dass sie mittels Klebung verschlossen werden können.

Dies erklärt die geringe Schmerzhaftigkeit der Operation nach dieser Methode.  Patienten, die sich vorher einer Lasersondenoperation unterzogen hatten beschreiben diese oft als wesentlich schmerzhafter. Dies ist ein wesentlicher Aufklärungspunkt, da viele Patienten in der falschen Hoffnung zur Sondenmethode flüchten, weil sie den kleineren (= schmerzfreieren) Eingriff erwarten.

Ist man nach der Varizenoperation bettlägerig

Moderne Varizenoperation wird ohne Bettlägerigkeit durchgeführt. Der Patient steht 2 - 3 Stunden nach der Operation auf und ist normal beweglich. Das Bein ist anfangs bandagiert und wird am nächsten Tage bestrumpft. Die Bestrumpfung mit einem Kompressionsstrumpf der Klasse II ist in Abhängigkeit vom Ausgangsbefund für 3 bis 6 Wochen tagsüber zu tragen. Sportliche Aktivitäten sind ab der 3. Woche nach Operation wieder möglich.

Stammveneninsuffizienz V. saphena magna (VSM)

Stammveneninsuffizienz V. saphena magna (VSM)

Plebographisches Bild
Ektasie V. saphena magna

Ektasie V. saphena magna

Plebographisches Bild